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Operative Vermögenswerte, Schulden und Eventual­verbindlichkeiten

(19) Sonstige immaterielle Vermögenswerte

Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze
Ansatz und erstmalige Bewertung von erworbenen immateriellen Vermögenswerten

Bei Einlizenzierungen wird der auf den Erwerb von geistigem Eigentum entfallene Anteil der Gegenleistung als immaterieller Vermögenswert aktiviert. Werden im Rahmen der Transaktion auch Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen vereinbart, die vom veräußernden Vertragspartner zu erbringen sind, wird der darauf entfallende Anteil der Gegenleistung bilanziell abgegrenzt und entsprechend der Leistungserbringung als Teil der Forschungs- und Entwicklungskosten erfasst.

An Meilensteinzahlungen geknüpfte bedingte Gegenleistungen im Zusammenhang mit erworbenen immateriellen Vermögenswerten, die nicht im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses entstehen, werden bilanziell bei Erreichen des Meilensteinereignisses als immaterieller Vermögenswert und als finanzielle Verbindlichkeit erfasst.

Bei einem Unternehmenszusammenschluss erworbene immaterielle Vermögenswerte werden zum Erwerbszeitpunkt mit dem beizulegenden Zeitwert aktiviert.

Ansatz und erstmalige Bewertung selbst geschaffener immaterieller Vermögenswerte

Die Kriterien für eine Aktivierung von Entwicklungskosten nach IAS 38 sind für die Entwicklung von Wirkstoffkandidaten im Unternehmensbereich Healthcare aufgrund hoher Unsicherheiten bis zur Zulassung pharmazeutischer Produkte nicht erfüllt. Die nach einer eventuellen Zulassung durch die zuständigen Behörden noch anfallenden Kosten sind unwesentlich und werden daher nicht als immaterielle Vermögenswerte angesetzt. In den Unternehmensbereichen Life Science und Electronics werden Entwicklungskosten aktiviert, sobald die kumulativen Ansatzkriterien erfüllt sind und entsprechend nachgewiesen werden können. Dies umfasst auch Aufwendungen, die für die REACH-Registrierung erforderlich waren. Eine Aktivierung von entwicklungsbezogenen Kosten erfolgt auch bei internen Softwareprojekten sowie bei der Weiterentwicklung erworbener ERP-Programme, sofern die maßgeblichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Folgebewertung

Die Folgebewertung erfolgt zu fortgeführten Anschaffungskosten.

Erworbene und selbst geschaffene immaterielle Vermögenswerte mit begrenzter Nutzungsdauer werden planmäßig linear über den Nutzungszeitraum abgeschrieben. Für Kundenbeziehungen, Markennamen und Warenzeichen sowie Marktzulassungen, Patente, Lizenzen, ähnliche Rechte und Software beträgt die gewöhnliche Nutzungsdauer zwischen drei und 24 Jahren. Merck berücksichtigt bei deren Bestimmung unter anderem die für die jeweiligen Vermögenswerte typischen Produktlebenszyklen sowie öffentlich verfügbare Informationen über die geschätzte Nutzungsdauer von ähnlichen Vermögenswerten.

Die Identifikation von Anhaltspunkten für Wertminderungen erfolgt einmal jährlich sowie anlassbezogen unter Einbeziehung der verantwortlichen Fachbereiche und unter Berücksichtigung externer und interner Informationsquellen. Die Existenz von Wertminderungsindikatoren wird durch Merck anhand mehrerer Faktoren, insbesondere auf Basis von Planabweichungen von Umsatz- und Ergebnisgrößen sowie der Analyse von Veränderungen in den Mittelfristplanungen, überprüft. Bei Vorliegen von Anhaltspunkten für eine Wertminderung wird ein Wertminderungstest durchgeführt. Im Falle einer erforderlichen Wertminderung wird diese in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen ausgewiesen. Bei einem Wegfall der Gründe für eine Wertminderung erfolgt eine entsprechende Wertaufholung auf die fortgeführten Anschaffungskosten, die innerhalb der sonstigen betrieblichen Erträge ausgewiesen wird.

Immaterielle Vermögenswerte mit unbestimmter Nutzungsdauer sowie noch nicht nutzungsbereite erworbene und selbst geschaffene immaterielle Vermögenswerte werden nicht planmäßig abgeschrieben, sondern anlassbezogen oder mindestens einmal jährlich auf einen Wertminderungsbedarf hin überprüft.

Bedeutende Ermessensentscheidungen und Schätzungsunsicherheiten
Erwerb immaterieller Vermögenswerte

Umfangreiche Ermessensspielräume und Schätzungsunsicherheiten bestehen bei der Identifikation und Bewertung von immateriellen Vermögenswerten, die im Rahmen von Unternehmenszusammenschlüssen erworben werden.

Im Zusammenhang mit Einlizenzierungsvereinbarungen im Unternehmensbereich Healthcare ist die ermessensbehaftete Einschätzung zu treffen, ob geleistete Einstands- und Meilensteinzahlungen eine Vergütung für noch zu erbringende Entwicklungsdienstleistungen des Vertragspartners darstellen oder ob es sich um Anschaffungskosten für einen aktivierungspflichtigen immateriellen Vermögenswert handelt.

Bestimmung der Nutzungsdauer

Bei der Ermittlung der angemessenen Abschreibungshöhe der sonstigen immateriellen Vermögenswerte sind wesentliche Annahmen und Schätzungen erforderlich. Dies betrifft im Besonderen die Bestimmung der zugrunde zu legenden Nutzungsdauer.

Sofern die Abschreibungen der immateriellen Vermögenswerte aus Kundenbeziehungen, Markennamen, Warenzeichen, Marktzulassungen, Patenten, Lizenzen, ähnlichen Rechten und Sonstigem um 10 % höher gewesen wären, beispielsweise aufgrund verkürzter Nutzungsdauern, hätte dies im Geschäftsjahr 2022 zu einer Verringerung des Ergebnisses vor Ertragsteuern um 83 Mio. € geführt (Vorjahr: 80 Mio. €).

Identifikation von Wertminderungs- und Wertaufholungsbedarf

Ermessensentscheidungen sind bei der Beurteilung substanzieller Hinweise für Wertminderungen sowie bei der Identifikation eines Wertaufholungsbedarfs von sonstigen immateriellen Vermögenswerten erforderlich. Zudem sind im Zuge des Wertminderungstests zur Ermittlung der angemessenen Abschreibungshöhe wesentliche bewertungsbezogene Annahmen und Schätzungen erforderlich.

 

 

Kunden­beziehungen, Marken­namen und Waren­zeichen

 

Marktzulassungen, Patente, Lizenzen, ähnliche Rechte und Sonstiges

 

Software und in Entwicklung befindliche Software

 

Summe

in Mio. €

 

 

 

Bestimmte Nutzungs­dauer

 

Noch nicht nutzungs­bereit

 

 

 

 

Anschaffungs- und
Herstellungskosten, 1.1.2021

 

9.148

 

11.015

 

1.086

 

944

 

22.193

Zugänge aus Unternehmenszusammenschlüssen

 

 

 

 

 

Sonstige Zugänge

 

 

103

 

186

 

85

 

375

Abgänge aus Unternehmensveräußerungen/Umgliederung in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte

 

 

 

 

 

Sonstige Abgänge

 

-6

 

-26

 

-12

 

-2

 

-45

Umbuchungen

 

3

 

58

 

-39

 

-1

 

21

Währungsumrechnungsdifferenz

 

678

 

154

 

13

 

32

 

878

31.12.2021

 

9.825

 

11.305

 

1.235

 

1.058

 

23.423

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kumulierte Abschreibungen, 1.1.2021

 

-3.211

 

-10.091

 

-695

 

-543

 

-14.540

Abschreibungen

 

-551

 

-252

 

 

-90

 

-893

Wertminderungen

 

 

 

-38

 

-9

 

-47

Wertaufholungen

 

 

 

14

 

 

14

Abgänge aus Unternehmensveräußerungen/Umgliederung in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte

 

 

 

 

 

Sonstige Abgänge

 

6

 

21

 

1

 

1

 

28

Umbuchungen

 

-3

 

-13

 

0

 

-1

 

-17

Währungsumrechnungsdifferenz

 

-229

 

-108

 

-2

 

-17

 

-356

31.12.2021

 

-3.989

 

-10.443

 

-720

 

-659

 

-15.810

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Restbuchwerte, 31.12.2021

 

5.836

 

862

 

515

 

400

 

7.612

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschaffungs- und
Herstellungskosten, 1.1.2022

 

9.825

 

11.305

 

1.235

 

1.058

 

23.423

Zugänge aus Unternehmenszusammenschlüssen

 

97

 

63

 

 

 

160

Sonstige Zugänge

 

 

55

 

166

 

93

 

314

Abgänge aus Unternehmensveräußerungen/Umgliederung in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte

 

 

 

 

 

Sonstige Abgänge

 

-17

 

-236

 

-11

 

-83

 

-347

Umbuchungen

 

 

23

 

-23

 

4

 

2

Währungsumrechnungsdifferenz

 

487

 

59

 

13

 

24

 

582

31.12.2022

 

10.391

 

11.268

 

1.379

 

1.096

 

24.135

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kumulierte Abschreibungen, 1.1.2022

 

-3.989

 

-10.443

 

-720

 

-659

 

-15.810

Abschreibungen

 

-602

 

-229

 

 

-102

 

-932

Wertminderungen

 

-9

 

-18

 

-180

 

-3

 

-211

Wertaufholungen

 

 

 

 

 

Abgänge aus Unternehmensveräußerungen/Umgliederung in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte

 

 

 

 

 

Sonstige Abgänge

 

17

 

231

 

 

83

 

331

Umbuchungen

 

 

-14

 

15

 

-1

 

Währungsumrechnungsdifferenz

 

-160

 

-36

 

-1

 

-13

 

-211

31.12.2022

 

-4.743

 

-10.509

 

-887

 

-695

 

-16.833

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Restbuchwerte, 31.12.2022

 

5.648

 

759

 

493

 

401

 

7.302

Zu- und Abgänge

Im Geschäftsjahr 2022 beliefen sich die Zugänge aus Unternehmenszusammenschlüssen, welche hauptsächlich aus der zum 22. Februar 2022 vollzogenen Akquisition von Exelead Inc., USA, resultierten, auf 160 Mio. € (Vorjahr: 0 Mio. €). Bezüglich weiterer Informationen wird auf Anmerkung (6) „Akquisitionen und Desinvestitionen“ verwiesen.

Die Zugänge für noch nicht nutzungsbereite immaterielle Vermögenswerte betrugen 166 Mio. € (Vorjahr: 186 Mio. €). Im Wesentlichen waren diese dem Unternehmensbereich Healthcare zuzuordnen und insbesondere auf eine Einstandszahlung in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionen-Eurobetrags im Zusammenhang mit dem Erwerb von Chord Therapeutics SA, Schweiz, zurückzuführen.

Weitere 55 Mio. € (Vorjahr: 103 Mio. €) entfielen auf Zugänge für Marktzulassungen, Patente, Lizenzen, ähnliche Rechte und Sonstiges mit bestimmter Nutzungsdauer, insbesondere im Unternehmensbereich Life Science.

Die Zugänge von Software in Höhe von 93 Mio. € (Vorjahr: 85 Mio. €) entstanden vornehmlich im Zusammenhang mit der unternehmensinternen Entwicklung von IT-Anwendungen. Die Bruttobuchwerte und die anteiligen kumulierten Abschreibungen der bilanzierten Software entfielen im Wesentlichen auf erworbene Software sowie selbst erstellte Anwendungen und Weiterentwicklungen erworbener ERP-Programme, welche sich bereits in einem nutzungsbereiten Zustand befanden.

Die Abgänge im Bereich der Marktzulassungen, Patente, Lizenzen, ähnlichen Rechte und des Sonstigen sowie im Bereich Software standen überwiegend im Zusammenhang mit der Ausbuchung bereits abgeschriebener und nicht mehr aktiven Nutzungsrechten und Softwareanwendungen.

Wertminderungen

Im Geschäftsjahr 2022 wurden anlassbezogene Wertminderungen in Höhe von 211 Mio. € (Vorjahr: 47 Mio. €) auf sonstige immaterielle Vermögenswerte vorgenommen. Diese entfielen in Höhe von 180 Mio. € (Vorjahr: 38 Mio. €) auf noch nicht nutzungsbereite immaterielle Vermögenswerte und waren im Wesentlichen dem Unternehmensbereich Healthcare zuzurechnen. Dabei war ein hoher zweistelliger Millionen-Eurobetrag auf den auf die Rechte am Wirkstoffkandidaten Berzosertib entfallenden immateriellen Vermögenswert zurückzuführen. Da nach einer Interimsanalyse einer globalen Phase-II-Studie des ATR-Inhibitors Berzosertib in Kombination mit Topotecan bei Patienten mit einer bestimmten Form von Lungenkrebs entschieden wurde, die Studie aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit, das vordefinierte Studienziel zu erreichen, zu beenden, wurde der immaterielle Vermögenswert im 2. Quartal 2022 vollständig wertgemindert.

Sonstige wesentliche Informationen

Die Effekte der Währungsumrechnung resultierten im Wesentlichen aus der Umrechnung der in US-Dollar geführten sonstigen immateriellen Vermögenswerte.

Übersicht wesentlicher sonstiger immaterieller Vermögenswerte

Die Buchwerte der Kundenbeziehungen, Markennamen und Warenzeichen sowie Marktzulassungen, Patente, Lizenzen, ähnlichen Rechte und des Sonstigen ließen sich wie folgt den Unternehmensbereichen zuordnen:

in Mio. €

 

Rest­nutzungs­dauer in Jahren

 

Life Science

 

Healthcare

 

Electronics

 

Summe 31.12.2022

 

Summe 31.12.2021

Kundenbeziehungen, Markennamen und Warenzeichen

 

 

 

3.698

 

 

1.950

 

5.648

 

5.836

Kundenbeziehungen

 

3,5 – 15,8

 

3.287

 

 

1.930

 

5.216

 

5.321

Davon aus den Akquisitionen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sigma-Aldrich Corporation

 

13,8 – 14,8

 

2.916

 

 

131

 

3.048

 

3.078

Versum Materials, Inc.

 

3,8 – 15,8

 

 

 

1.798

 

1.798

 

1.895

Millipore Corporation

 

3,5 – 4,5

 

239

 

 

 

239

 

298

Markennamen und Warenzeichen

 

1,5 – 4,9

 

411

 

 

21

 

432

 

515

Davon aus der Akquisition:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sigma-Aldrich Corporation

 

4,9

 

366

 

 

 

366

 

416

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marktzulassungen, Patente, Lizenzen und ähnliche Rechte und Sonstiges

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bestimmte Nutzungsdauer

 

 

244

 

124

 

391

 

759

 

862

Marktzulassungen

 

 

 

 

 

 

1

Patente, Lizenzen und ähnliche Rechte

 

0,3 – 10,3

 

243

 

 

380

 

623

 

722

Davon aus den Akquisitionen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

AZ Electronic Materials S.A.

 

0,3 – 10,3

 

 

 

170

 

170

 

257

Versum Materials, Inc.

 

1,8 – 3,8

 

 

 

164

 

164

 

201

Sonstige

 

 

1

 

124

 

11

 

135

 

138

Noch nicht nutzungsbereit

 

 

18

 

341

 

134

 

493

 

515

Davon aus der Akquisition:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Versum Materials, Inc.

 

 

 

 

115

 

115

 

118

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